Zweites Treffen der AG „Tunnel Berliner Straße“

Am 22. August trafen sich die Mitglieder der AG „Tunnel Berliner Straße“ zum zweiten Mal, um die Zwischenergebnisse einer Machbarkeitsstudie für einen neuen Tunnel zwischen der Berliner Straße und der Wildenhainer Straße zu diskutieren. Seit Mai hatte die brenner BERNARD ingenieure GmbH aus Dresden Verkehrszählungen ausgewertet, mögliche Trassenführungen und deren Auswirkungen auf die Verkehrsströme untersucht und erste ingenieurtechnische Pläne ausgearbeitet. Diese Ergebnisse stellten Dr. Uwe Frost und Diplomingenieur Jörg Scheibe den AG-Mitgliedern in der Sitzung vor.

Laut dem Ingenieurteam sei eine direkte Verbindung zwischen der Berliner Straße und der Wildenhainer Straße aufgrund der Höhenunterschiede und der örtlichen Entwicklungslänge nicht möglich. Für kommunale Tunnel-Bauten gilt, dass das Gefälle zwischen Einfahrtspunkt, Durchfahrt und Ausgangspunkt jeweils maximal acht Prozent betragen sollte. In Folge dessen würden der Ein- und Ausfahrtsbereich des Tunnels in Form von Rampen weiträumig in die Berliner bzw. Wildenhainer Straße hineinreichen. Dadurch seien die Zufahrten zu den anliegenden Grundstücken stark beeinträchtigt und die städtebaulichen Konsequenzen erheblich, so die Planer. Aufbauend auf dieser Schlussfolgerung stellten die Ingenieure zwei alternative Trassenführungen vor. Eine der beiden Varianten lehnten die AG-Mitglieder schon frühzeitig ab, da sie erhebliche städtebauliche Eingriffe zur Folge hätte. Stadträte, Tunnelbefürworter und -gegner einigten sich darauf, dass lediglich die zweite Variante für weitere, detailliertere Betrachtungen in Frage käme und gaben den Ingenieuren hierzu eine Reihe von Arbeitsaufträgen mit auf den Weg.


Bis November sollen die Techniker ermitteln, welche Wechselbeziehungen mit dem vorhandenen Fußgänger- und Radwegeverkehr entstünden, denn in der derzeitigen Vorzugsvariante bliebe der bisherige Geh-/Radweg-Tunnel erhalten. Bei einer neuen Trassenführung würden sich die Wege von Fußgängern und Radfahrern vor und hinter dem Tunnel mit dem der Autofahrer kreuzen. Darin sehen vor allem die Gegner eines Tunnelneubaus ein erhebliches Risiko für den Schulweg- und Radverkehr. Außerdem sollen die Fachleute die künftigen Lärmimmissionen, die Rückstauwirkungen bei geschlossener Schranke im Bereich der Bahnstrecke Dresden – Cottbus und die Effekte eines Tunnel-Neubaus auf die innerstädtischen Verkehrsströme, insbesondere auf der Herrmannstraße, der Mozartallee und der Schillerstraße, analysieren. Auch die betroffenen Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange werden nun in die weiteren Planungen einbezogen. Eine Abstimmung wird insbesondere mit der Denkmalschutzbehörde notwendig sein. Mit dem Eisenbahn-Bundesamt gilt es zu klären, welche Durchfahrtshöhe das Bauwerk aufweisen und für welche Verkehrsarten (PKW oder auch LKW) dies konzipiert werden muss. Horst Köppler, Befürworter eines Tunnelneubaus, sprach sich an dieser Stelle erneut dagegen aus, den Tunnel für LKW-gerechte Durchfahrtshöhen zu planen. Den Befürwortern eines Neubaus sei es wichtig, so der Großenhainer, dass der Tunnel nur für den PKW-Verkehr zugelassen werde und das Geschwindigkeits- und Fahrbahnbegrenzungen anschließend für die nötige Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer sorgen. Ob diese Höhen-Begrenzung tatsächlich möglich ist, wird jetzt geprüft, denn laut Eisenbahn-Bundesamt muss für neu zu bauende Eisenbahnüberführungen über öffentliche Straßen mindestens eine Höhe von 4,5 Metern angesetzt werden. Seitens der BI „Tunnelblick“ zeigte Horst Köppler unter anderem am Beispiel Radebeul auf, wie dort Durchfahrten erhalten und Probleme ohne Schließung gelöst wurden.

Eine wesentliche Frage blieb bei der zweiten Sitzung noch offen: die Kostenfrage. Bis November wollen das Ingenieurbüro und die Stadtverwaltung klären, welche Gesamtkosten für einen Neubau zu Buche schlagen und ob Fördermittel beantragt werden könnten. Eine finanzielle Beteiligung der Deutschen Bahn an einem Neubau kann aber so gut wie ausgeschlossen werden. Das betonte Oberbürgermeister Dr. Mißbach erneut. Am Ende der Sitzung sagte er: „Die Positionen innerhalb der AG sind immer noch gegensätzlich, dennoch war die Diskussion sehr sachlich. Das Ingenieurbüro hat seine bisherigen Untersuchungsergebnisse vorgestellt und auf die Konsequenzen, soweit sie schon absehbar sind, hingewiesen. Die Ingenieure und die Stadtverwaltung versuchen in den kommenden Wochen die meisten der gestellten Fragen zu klären, damit zur AG-Sitzung im November alle notwendigen Fakten für eine Entscheidung auf dem Tisch liegen. Danach wird eine Empfehlung für den Stadtrat vorbereitet und diese der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Entscheidung, ob ein Neubau kommt oder nicht, liegt anschließend bei den Großenhainer Stadträten und wird wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2018 fallen.“


Foto: Nach der Beratung schloss sich eine Vor-Ort-Besichtigung an, wobei Horst Köppler, BI „Tunnelblick“, Änderungen an dem vom Ingenieurbüro brenner BERNARD konzipierten Planungen vorschlug, die von der Arbeitsgruppe diskutiert wurden.

Foto vom Vor-Ort-Termin der AG "Tunnel Berliner Straße"
Foto: Stadtverwaltung Großenhain

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